Im Gespräch mit Christoph Bongers und Rohat Akcakaya, der ihn für den KeKiz-Preis nominiert hat
„Interessant ist gerade in der offenen Kinder- und Jugendarbeit, dass Kinder und Jugendliche im Alter von 6 und 27 Jahren den Treff besuchen. Das Spektrum ist sehr groß. Die Kinder kommen freiwillig hierher, das heißt sie haben eine hohe Motivation mitzugestalten, die Angebote mitzuentwickeln und teilzuhaben“, erklärt Christoph Bongers zu Beginn des Gesprächs. Seit Mai 2001 arbeitet er bereits im GOT in Grevenbroich. Begonnen hat er als pädagogische Fachkraft, mittlerweile leitet er die Einrichtung „Ganz offene Tür“ im Grevenbroicher Süden. Jeden Tag kommen zahlreiche Kinder und Jugendliche her, um verschiedenste Angebote wahrzunehmen oder einfach eine Runde Billard zu spielen. Christoph ist immer mitten unter ihnen. Darin liegt das Geheimnis seiner Arbeit, erklärt er. Wenn man einen Zugang zu den jungen Menschen haben möchte, muss man „mutig sein, auf die Jugendlichen zugehen, auch wenn die mal im großen Pulg an der Tür oder am Billardtisch stehen. Einfach die jungen Leute ansprechen, ins Gespräch kommen, mit denen in Kontakt kommen, sind alles freundliche Menschen.“
Zu den jungen Menschen des GOT gehört auch Rohat Akcakaya. Der 26-Jährige hat Christoph für den KeKiz-Preis nominiert. An Christoph Bongers schätzt er vor allem seine „sehr krass nahbare persönliche Art hat, die empowert“. Rohat Akcakaya und der Leiter des Jugendtreffs haben sich kennenglernt, als Akcakaya mit 15 ein Fußballturnier für Kinder und Jugendliche in Grevenbroich organisieren wollte. Bongers bot sofort seine Unterstützung an, half bei der logistischen Umsetzung und bei der Beantragung von Fördergeldern. Die Wertschätzung, mit der der Pädagoge auf seine Ideen eingegangen sei, beeindruckt den jungen Mann noch heute. Drei Jahre in Folge fand das gemeinsame Fußballprojekt statt. Der Sport spielt auch für Bongers eine wichtige Rolle. Schmunzelnd erklärt er: „Mein großes Steckenpferd in der offenen Kinder- und Jugendarbeit war immer der Fußball.“ Nun freut er sich auf den eigenen Soccercourt, der gerade auf dem Gelände des GOT entsteht. „Davon habe ich immer geträumt“, strahlt er.
Der Jugendtreff als Lebens- und Lernort
Doch Fußball ist nicht das einzige, was der Jugendtreff zu bieten hat: Auf dem Wochenplan stehen Bastelangebote, Kochnachmittage, Kampfsport, Tanzgruppen, Häkeln, Backen, Gärtnern, Sportstudio und eine Medienwerkstatt, in der die Kinder in Zusammenarbeit mit Lokaljournalist*innen Beiträge erstellen können. Hinzukommen Ausflüge und Ferienfreizeiten. Rund 40 Fachkräfte und Ehrenamtliche arbeiten im Jugendtreff. Die meisten von ihnen sind so wie Rohat Akcakaya selbst hier groß geworden. Bongers schmunzelt: „Toll finde ich es immer zu sehen, wie sich diejenigen, die ich schon als sechs- oder siebenjähriges Kind kannte, im Leben entwickeln. Wie die sich bei uns weiter teilhaben und den Jugendtreff weiter unterstützen. Da erfährt man dann natürlich auch eine große Dankbarkeit seitens der jungen Menschen.“
Eine Institution, die Generationen überdauert, genau das ist der Jugendtreff. Schon Akcakayas Vater ist hier als Jugendlicher hingekommen. Wichtiger als der lange Bestand sei jedoch etwas anderes, so der 26-Jährige: „Es geht weniger darum, dass der Jugendtreff eine Institution ist, sondern darum, dass die Menschen, die sich dort engagieren, einen Ort geschaffen haben, an dem soziale Bindungen entstehen, die über die Bildungsarbeit hinausreichen.“ Und Christoph Bongers kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu: „Christoph ist Schmelztiegel, weil er so viele verschiedene Bezugspunkte hat. Er hat die Kontakte zu kommunalen Gremien, in die Räte, zu verschiedenen Förderer*innen, aber gleichzeitig auch zu so vielen Betroffenen verschiedener Generationen.“ Der Sozialarbeiter habe stets ein offenes Ohr für die Kinder und Jugendlichen und bleibe auch nach Dienstschluss, um eine Bewerbung zu besprechen oder Beratungen anzubieten. Seine eigene Beziehung zu Christoph Bongers bezeichnet Rohat Akcakaya als Freundschaft auf Augenhöhe. Trotz des Altersunterschiedes und obwohl der Student nach dem Abi erst nach Süddeutschland und dann ins Ausland gegangen ist. Israel, Palästina, China und jetzt England – die Verbindung nach Grevenbroich ins GOT hat gehalten.
Nicht jede und jeden verschlägt es aus dem Jugendtreff in die weite Welt, aber Bongers weiß: „Die meisten, die hier im Jugendtreff aktiv sind, kommen aus meiner Erfahrung später vernünftig im Job unter.“ Er ergänzt: „Die meisten finden sich im ganzen Spektrum der Gesellschaft wieder.“ Dass das nicht selbstverständlich ist, liegt auch in der Lokalisierung des GOT begründet. Die Grevenbroicher Südstadt ist als Arbeiter*innen- und Migrant*innenviertel bekannt. Gerade deshalb sei es ja so wichtig, dass Menschen wie Christoph Bongers hier gute Bildungsarbeit leisteten, erklärt Rohat Akcakaya: „Der Jugendtreff ist ein Lebens- und Lernort – er schafft Alltagssituationen, aus denen man lernen kann. Gute Bildung holt die Menschen da ab, wo sie gerade sind. Man darf lernen und trotzdem Fehler machen, ganz ohne Druck. Genau so funktioniert das GOT und genau dafür steht Christoph Bongers.“
Christoph Bongers ist einer von vielen Bildungsheldinnen und Bildungshelden, die für den KeKiz-Preis der NRWSPD nominiert wurden. Noch bis zum 31. März ist die Nominierung über diesen Link möglich.